PRESSEMITTEILUNG

Produktionspotenzial durch Investitionen und Innovationen stärken

  • Die langfristigen Wachstumsaussichten der deutschen Volkswirtschaft – gemessen an der Wachstumsrate des Produktionspotenzials – werden in den kommenden Jahrzehnten zunehmend durch die Knappheit von Arbeitskräften gedämpft.
  • Qualifizierte Zuwanderung und stärkere Erwerbsanreize sowie Substitution von Arbeit durch neue Kapitalgüter können die wachstumsdämpfenden Effekte des sinkenden Arbeitsvolumens mildern.
  • Die Politik sollte den Strukturwandel unterstützen und geeignete Rahmenbedingungen für die Reallokation von Kapital und Arbeitskräften zu ihrem produktivsten Einsatz schaffen.
  • Investitionen in Kapitalgüter und in neue Querschnittstechnologien wie Künstliche Intelligenz (KI) sowie Innovationen können das Wachstum nachhaltig stärken.

Die mittelfristigen Wachstumsaussichten Deutschlands sind auf einem historischen Tiefstand. Gemäß der Mittelfristprojektion des Sachverständigenrates wird das Produktionspotenzial bei Fortschreibung aktueller Dynamiken bis zum Jahr 2028 jährlich nur noch um durchschnittlich 0,4 Prozent wachsen. Das entspricht etwa einem Drittel der Wachstumsraten der 2010er-Jahre und ist vor allem auf das sinkende Arbeitsvolumen zurückzuführen. Die Wachstumsaussichten können aber durch eine Steigerung des Produktivitätswachstums, höhere Investitionen und eine Stabilisierung des Arbeitsvolumens entscheidend verbessert werden.

„Es sind zeitnah wirtschaftspolitische Entscheidungen notwendig, um die Wachstumsaussichten zu verbessern“, erläutert Veronika Grimm, Mitglied des Sachverständigenrates Wirtschaft. „Die Politik muss geeignete Rahmenbedingungen schaffen, um die Reallokation von Kapital und Arbeitskräften zu ihrem produktivsten Einsatzort zu fördern und so den Strukturwandel zu unterstützen. Es wird nicht ausreichen, nur das Arbeitsvolumen beispielsweise durch qualifizierte Zuwanderung oder eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen zu erhöhen. Nur durch kräftige Investitionen kann das Produktionspotenzial gesteigert werden.“

Die Investitionsquoten sind zurzeit jedoch in allen Wirtschaftszweigen rückläufig. Dringende Voraussetzungen für die Attraktivität von Investitionen in Deutschland sind ein massiver Ausbau der Digital- und Energieinfrastruktur sowie eine Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren. Die dringenden Transformationsaufgaben werden durch geopolitische Entwicklungen erschwert, weil Handelsbeziehungen gleichzeitig resilienter werden müssen.

Investitionen in Kapitalgüter wie Maschinen und Werkzeuge, Software oder Robotisierungs- und Automatisierungssysteme beschleunigen den technologischen Fortschritt und können das sinkende Arbeitsvolumen kompensieren. Künstliche Intelligenz (KI) kann als Querschnittstechno­logie das Produktivitätswachstum in der Breite der Volkswirtschaft erhöhen. Damit dies gelingt, muss die KI-Forschung in Deutschland gestärkt sowie entsprechende Anwendungen entwickelt und nutzbar gemacht werden. Mittel- bis langfristig können starke Impulse für die Produktivität von einer Verbesserung der Schulbildung und einer Stärkung der Universitäten sowie der außeruniversitären Forschungseinrichtungen ausgehen. Neben der Mobilisierung von inländischen Investitionen kann die Diversifizierung und Stärkung ausländischer Direktinvestitionen das Wachstum des Produktionspotenzials stabilisieren.

Je besser es gelingt, das Wachstum des Produktionspotenzials zu stärken, desto größer werden die Spielräume der Volkswirtschaft, zum einen zur Aufteilung der verfügbaren Ressourcen für die Konsum- und Investitionstätigkeit; zum anderen zur Finanzierung staatlicher Leistungen oder zur Verteilung der Einkommen in der Bevölkerung.

Aussichten für das Potenzialwachstum durch Demografie gedämpft