Nachruf auf Prof. Dr. Gerhard Fels

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung trauert um Prof. Dr. Gerhard Fels, der am 16. Juli 2025 im Alter von 86 Jahren verstorben ist. Von 1976 bis 1982 war er Mitglied des Sachverständigenrats, nachdem er bereits zehn Jahre zuvor als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Stab des Gremiums tätig gewesen war.

Gerhard Fels prägte in einer wirtschaftlich wie konzeptionell herausfordernden Phase die Arbeit des Rates entscheidend mit. In einer Zeit zunehmender Instabilität – ausgelöst durch Ölpreisschocks, hartnäckige Inflation, steigende Arbeitslosigkeit und Strukturbrüche – war er Mitautor von sechs Jahresgutachten, die eine programmatische Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik anregten. Unter seiner Mitwirkung wandelte sich der Rat von einem vorwiegend nachfrageseitig argumentierenden Gremium hin zu einem Vordenker angebotsorientierter Reformen. Investitionsbedingungen, Innovationsfähigkeit, Wettbewerb, Bildung und Standortqualität rückten in den Vordergrund – lange bevor diese Themen den wirtschaftspolitischen Mainstream erreichten.

Die Gutachten der Jahre 1976 bis 1981 analysierten die zunehmende Stagflation, mahnten zur Konsolidierung der Staatsfinanzen und wiesen wiederholt auf die Grenzen keynesianisch geprägter Konjunkturprogramme hin. Statt kurzfristiger Nachfrageimpulse forderte der Rat unter Fels' Mitwirkung einen langfristig tragfähigen Strukturwandel – ein Konzept, das später unter dem Begriff „Standortpolitik“ nationale und internationale Aufmerksamkeit fand. Die Berichte warnten früh vor protektionistischen Tendenzen, betonten die Bedeutung stabilitätsorientierter Geldpolitik und setzten sich kritisch mit Lohn- und Preisentwicklungen auseinander. Nicht zuletzt befasste sich der Rat auch mit der wachsenden internationalen Verschuldung und den Belastungen für Entwicklungsländer – Themen, für die sich Fels auch außerhalb des Rats, etwa in der UN-Entwicklungspolitik, engagierte.

Gerhard Fels verband analytische Schärfe mit langfristigem Denken. Seine Beiträge im Sachverständigenrat stehen für Klarheit, empirische Fundierung und ökonomische Vernunft. Der Rat verliert mit ihm ein besonderes ehemaliges Mitglied, das dessen Arbeit in einer Umbruchszeit mitgeprägt hat.

Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.