Gemeinsame Stellungnahme des Conseil d’analyse économique (CAE) und des Deutsch-Französischen Rates der Wirtschaftsexperten
Autorinnen und Autoren der gemeinsamen Stellungnahme sind Antoine Bouët (CEPII), Xavier Jaravel und Isabelle Méjean (CAE), Ulrike Malmendier, Monika Schnitzer, Achim Truger und Martin Werding (Sachverständigenrat Wirtschaft) sowie Julian Hinz und Moritz Schularick (IfW Kiel).
Zusammenfassung
Der von der Trump-Regierung ausgerufene sogenannte „Liberation Day“ markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der globalen Wirtschaftsordnung. Am 2. April kündigte Präsident Trump ein umfassendes Paket einseitiger Handelsmaßnahmen an, darunter eine Erhöhung der Einfuhrzölle auf alle ausländischen Importe um 10 Prozentpunkte. Zusätzlich wurden sektorspezifische Maßnahmen sowie länderspezifische „reziproke“ Zölle erlassen - für Länder mit Handelsüberschüssen gegenüber den USA. Diese Maßnahmen sind ein historischer Rückschritt für das multilaterale Handelssystem.
Nach kräftigen Kursverlusten an den Börsen kündigte Präsident Trump am 9. April eine 90-tägige Aussetzung der neuen Zölle an. Die pauschale Zollerhöhung um 10 Prozentpunkte blieb jedoch in Kraft, und die US-Regierung signalisierte ihre Absicht, auf bilaterale Verhandlungen zu setzen.
In dieser Stellungnahme werden mögliche Szenarien für die Entwicklung der Handelsbeziehungen zwischen den USA und der EU untersucht. Die Autorinnen und Autoren der gemeinsamen Stellungnahme argumentieren, dass die angemessene Reaktion der Europäischen Union auf die einseitige Zolleskalation der USA von drei zentralen Überlegungen geleitet werden sollte:
- die volkswirtschaftlichen Kosten, die voraussichtlich durch die Zölle sowohl in den USA als auch in Europa entstehen werden;
- die mit möglichen Vergeltungsmaßnahmen verbundenen Kosten; und
- die zu erwartenden Auswirkungen der Vergeltungsmaßnahmen auf die künftige Handelspolitik der USA.
Das Statement enthält quantitative Schätzungen der wirtschaftlichen Auswirkungen, die auf unabhängigen Simulationen des französischen CEPII und des Kieler Instituts für Weltwirtschaft beruhen. Darüber hinaus erörtern die Autorinnen und Autoren mögliche Interpretationen der US-Zollpolitik und die damit verbundenen möglichen Ziele, die die Trump-Regierung verfolgt.
Die Erhaltung der Offenheit des Welthandels muss Kernziel der EU bleiben. Dies erfordert:
- eine glaubwürdige und verhältnismäßige Vergeltungsstrategie gegen diskriminierende US-Zölle;
- die Unterstützung europäischer Unternehmen, deren Zugang zum US-Markt behindert wird, und
- eine enge Koordination mit anderen wichtigen Handelspartnern und das Vorantreiben weiterer Freihandelsabkommen.
Die EU muss das regelbasierte globale Handelssystems und die internationalen Handelsregeln verteidigen und dabei eine führende Rolle einnehmen.