Enhancing EU Capital Markets

Stellungnahme des Deutsch-Französischen Rates der Wirtschaftsexperten

Autoren sind:
Camille Landais, Nicolas Véron, David Sraer, Monika Schnitzer, Ulrike Malmendier

Wie die meisten fortgeschrittenen Volkswirtschaften leiden die EU und ihre Mitgliedsstaaten unter einem langfristigen Rückgang des Wachstumspotenzials. Neue Chancen wie die grüne Transformation oder der Aufstieg der künstlichen Intelligenz entstehen. Die Fähigkeit, die Investitionen zu finanzieren und von diesen Chancen zu profitieren, ist nach wie vor ungewiss. Jüngste Krisen, wie die Finanzkrise oder die Euro-Staatsschuldenkrise Mitte der 2010er Jahre, haben auch die mangelnde Widerstandsfähigkeit unserer Volkswirtschaften gegenüber finanziellen Schocks deutlich gemacht. Wir müssen einen stärkeren, tieferen Kapitalmarkt aufbauen, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Mit anderen Worten, die Zeit für eine Kapitalmarktunion ist jetzt gekommen.

Tiefe und liquide Kapitalmärkte sind eine wesentliche Voraussetzung für langfristiges Wachstum. Sie tragen zur Reallokation von Kapital an die produktivsten und innovativsten Unternehmen bei. Die marktbasierte Finanzierung fördert Investitionen in neue, riskante Technologien sowie in Forschung und Entwicklung. Die europäische Finanzarchitektur ist jedoch immer noch zu sehr auf Banken ausgerichtet, und die Finanzströme sind nach wie vor hauptsächlich national. Vor zehn Jahren gab es einen starken Vorstoß für eine Kapitalmarktunion (CMU), allerdings mit begrenzten Fortschritten. Wir denken, dass es jetzt an der Zeit ist, die aktuelle Dynamik zu nutzen, um das Potenzial der Kapitalmarktunion auszuschöpfen.

Nach den Prognosen der Europäischen Kommission wird das potenzielle Produktionswachstum in diesem Jahrzehnt in fast allen fortgeschrittenen Volkswirtschaften der EU hinter den historischen Trends zurückbleiben. Insbesondere die demografische Alterung wird in den kommenden Jahren das Arbeitskräfteangebot verknappen und damit das Wachstum in Deutschland und mit einiger Verzögerung auch in Frankreich dämpfen. Darüber hinaus sind die rückläufigen Wachstumsbeiträge der totalen Faktorproduktivität (TFP) besonders besorgniserregend, da sie auf eine Verlangsamung des technologischen Fortschritts und der Reallokation von Inputfaktoren hin zu produktiven Unternehmen hinweisen. So wird beispielsweise für Frankreich prognostiziert, dass der Beitrag der TFP zum Wachstum bis 2027 auf Null sinken wird, während er in den Vereinigten Staaten 0,5 bis 0,7 Prozentpunkte pro Jahr beträgt.

Stellungnahme (PDF)

Statement (PDF, Englisch)

Foliensatz (PDF, Englisch)